Dienstag, 12. Juli 2011

Kneipentour

Der Januar war kalt. Als ich das Restaurante betrat, saßen schon zwei da, jeder allein an einem Tisch. Ich besetzte also den dritten Tisch und war auch allein. Die anderen beiden aßen Pizza. Der eine schnell die billigste, die es auf der Karte gab. Der andere mit einer Brille auf, damit er es genau sehen konnte, eine, die er nicht bestellt hatte, weil der Kellner ihn falsch verstanden hatte. Das Pech schien gering zu sein. Der Teig war der gleiche und der breite Rand wurde säuberlich entfernt und auf dem Teller zurück gelassen. Außerdem trank er Wasser. Er trank mehr Wasser als ich Wein. Und das war für mich gut so.

Der Kellner war nervös und viel zu schnell. Vorspeise und Hauptgang waren fast eins. Ich hatte keine Lust mehr. Ich hatte ja auch schon alles gegessen. Den Gegenwert von fast 20 € in 15 Minuten. Ich nahm den Wein in kleinen Schlücken und begann in meinem mitgebrachten Buch zu lesen. Ich tat es sehr langsam. Ich sah mich um. Der Fastsoschnellwieichesser wedelte die Rechnung verlangend mit einem Geldschein, der nicht zu seiner Sparsamkeit passte. Aber die Menge an Papier und Metall, die er zurück bekam, war dann auch unübersichtlich groß. Der Falschepizzaesser las auch. Sein Finger blieb aber auf der Seite kleben und sein Kopf neigte sich leicht wiegend in Richtung der Buchseite. Ich vermutete Sekundenschlaf. Dann schreckte der Kopf leicht hoch und der Finger rutschte weiter auf der Seite klebend nach unten. Das Papier seines Buches war unangenehm leuchtend weiß. Das Buch hatte viele Fotos und ein paar Zeichnungen. Ich vermutete eine Biografie oder Ähnliches.

Wir saßen so noch lange da. Der Kellner war verzweifelt, wir tranken unheimlich langsam unsere Getränke und wedelten nicht mit einem Geldschein. Mitten in der Nacht tauschten wir die Bücher. Ich schlief und er las.

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